Eine drastische Preiserhöhung sorgt für Empörung – die Verbraucherzentrale erklärt, warum ein Dr.-Oetker-Produkt jetzt zur „Mogelpackung des Monats“ wird.
Ein halber Inhalt, fast gleicher Preis – und das alles unter dem Deckmantel eines „Neuprodukts“. Die Dr. Oetker Mogelpackung sorgt derzeit für ordentlich Wirbel. Verbraucherschützer sprechen von einem Paradebeispiel für versteckte Preiserhöhungen, auch bekannt als Shrinkflation. Ein Klassiker wurde neu interpretiert – aber wohl eher im Sinne des Marketings als des Backvergnügens. Und wer nicht genau hinschaut, zahlt plötzlich deutlich mehr für deutlich weniger.
Dr. Oetker Mogelpackung: Wenn weniger plötzlich mehr kostet
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat die „Käse-Streusel“-Backmischung von Dr. Oetker zur Mogelpackung des Monats erklärt. Der Grund: Die neue Packung enthält nur noch 370 Gramm statt früher 730 Gramm. Der Preis? Nur minimal gesunken – von 3,99 auf 3,79 Euro. Das klingt auf den ersten Blick nach einem fairen Deal, ist in Wahrheit aber eine satte Preissteigerung. Gerechnet auf den Kilopreis zahlen Kundinnen und Kunden fast 90 Prozent mehr pro Kilogramm.
Was besonders ärgert: Dr. Oetker verkauft die Backmischung unter neuem Namen, beworben mit dem Slogan „Klassiker neu interpretiert“. Doch Rezept und Zutatenliste sind nahezu identisch mit dem Vorgängerprodukt. Die Verbraucherschützer sprechen von einer gezielten Verschleierung.
Auch optisch gibt es kaum Unterschiede – Verpackungsgröße und Design bleiben fast gleich. Wer im Supermarktregal schnell zugreift, bemerkt den Trick oft nicht. Genau das ist das Problem. Shrinkflation funktioniert, weil sie still und schleichend passiert.
„Neuprodukt“ mit weniger Inhalt – und mehr Kalorien
Dr. Oetker erklärt, die alte Version der Käse-Streusel-Backmischung sei im Sommer 2024 aus dem Sortiment genommen worden. Das neue Produkt sei, Zitat, „eine Weiterentwicklung“. Für die Verbraucherzentrale Hamburg klingt das eher nach einer bequemen Umschreibung für eine Preiserhöhung.
Ein Blick auf die Nährwertangaben zeigt: Der Kuchen enthält nun mehr Fett und mehr Kalorien. Auf den ersten Blick wirkt das Etikett harmlos, die Zahlen scheinen sogar niedriger als vorher. Doch das liegt nur daran, dass die Portionsgröße verändert wurde – früher galt ein Stück mit 145 Gramm, heute sind es 109 Gramm.
Auch die Backanleitung wurde angepasst. Statt der üblichen Kastenform empfiehlt Dr. Oetker nun eine kleinere Backform – und einen „raffinierten Zickzack-Schnitt“. So sollen laut Verpackung acht Stücke entstehen. Die Stücke sind kleiner, der Kuchen schmaler – doch der Preis bleibt nahezu gleich.
Für Verbraucherschützer ist das ein klarer Fall von fehlender Transparenz. Andere Produkte des Herstellers, wie etwa das Schoko-Müsli, trugen früher Hinweise wie „Weniger Inhalt, unveränderte Qualität“. Bei der Käse-Streusel-Mischung fehlt ein solcher Hinweis komplett.
Dr. Oetker Mogelpackung und das Prinzip Shrinkflation
Die Dr. Oetker Mogelpackung ist kein Einzelfall. Immer mehr Lebensmittelhersteller nutzen Shrinkflation, um Preissteigerungen zu verschleiern. Das Prinzip ist simpel: Der Inhalt schrumpft, der Preis bleibt gleich oder sinkt nur minimal.
Typische Anzeichen sind:
- kleinere Füllmengen, während Verpackungen fast gleich groß bleiben
- veränderte Rezepturen, um die Reduktion zu rechtfertigen
- Marketing-Begriffe wie „neu“, „verbessert“ oder „modernisiert“, obwohl sich kaum etwas ändert
- höherer Kilopreis, den viele erst beim genauen Hinsehen bemerken
Das Phänomen ist längst nicht neu, doch seit 2022 hat es stark zugenommen. Grund sind steigende Rohstoffpreise und höhere Produktionskosten. Statt Preise offen zu erhöhen, verkleinern viele Hersteller die Menge – ein Trick, der schwerer nachzuverfolgen ist.
Die Verbraucherzentrale Hamburg führt seit Jahren eine öffentliche Liste solcher Produkte. Von Schokoriegeln über Waschmittel bis zu Tiefkühlgerichten – quer durch alle Marken finden sich Beispiele. Die Käse-Streusel-Mischung reiht sich dort nun als besonders drastischer Fall ein: fast halber Inhalt bei nahezu gleichem Preis.
Dr. Oetker selbst weist die Kritik zurück. In einer Stellungnahme vom September 2025 betont das Unternehmen, man biete „hohe Qualität und angepasste Portionsgrößen“. Ein klarer Hinweis auf den reduzierten Inhalt fehle laut Verbraucherschützern dennoch.
Transparenz statt Täuschung – was Kundinnen und Kunden tun können
Shrinkflation ist rechtlich nicht verboten, solange Preis und Füllmenge korrekt angegeben sind. Doch genau darin liegt das Problem: Nur wer genau liest, erkennt den Unterschied. Viele greifen aus Gewohnheit zum vertrauten Produkt – und bemerken erst zu Hause, dass weniger drin ist.
Wer sich schützen will, sollte im Supermarkt auf den Preis pro Kilogramm oder Liter achten. Diese Angabe ist gesetzlich vorgeschrieben und oft der einzige Weg, Preisänderungen zu erkennen. Auch Apps und Webseiten wie mogelpackung.de helfen, aktuelle Fälle zu finden.
Verbraucherschützer fordern von der Politik mehr Klarheit: etwa Pflichtkennzeichnungen für veränderte Füllmengen und besser sichtbare Preisangaben. Denn solange Shrinkflation erlaubt ist, bleibt sie ein Spiel mit der Aufmerksamkeit der Kundinnen und Kunden – und ein Test, wie genau sie hinschauen.
Die Verbraucherzentrale Hamburg plant, ihre Kampagne gegen Mogelpackungen 2025 auszuweiten. Ziel ist, die Hersteller stärker unter öffentlichen Druck zu setzen. Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher geht es nicht nur ums Geld, sondern ums Prinzip: Ehrlichkeit im Regal.
Warum die Dr. Oetker Mogelpackung mehr als ein Einzelfall ist
Die Diskussion um die Dr. Oetker Mogelpackung zeigt, wie sensibel das Verhältnis zwischen Marken und Verbrauchern geworden ist. Vertrauen entsteht nicht durch Hochglanzslogans, sondern durch Offenheit. Wer die Menge halbiert und den Preis fast beibehält, riskiert dieses Vertrauen.
Shrinkflation mag ein cleveres betriebswirtschaftliches Mittel sein – moralisch bleibt sie ein Balanceakt. Gerade Traditionsmarken wie Dr. Oetker stehen hier stärker in der Verantwortung als No-Name-Hersteller. Denn ihre Kundinnen und Kunden erwarten Fairness, keine Täuschung.
Am Ende bleibt die Frage: Wie viel Ehrlichkeit verträgt der Markt – und wie lange lassen sich Verbraucher noch täuschen? Die Antwort liegt wie immer im Einkaufswagen. Wer hinsieht, spart. Wer vertraut, zahlt drauf.







